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©Mathieu Rodriguez De Oliveira

Geschichte(n) von Krieg und Frieden in Saint-Nazaire

1917 wird Saint-Nazaire, dank der Hafenanlagen und Anbindung an das Schienennetz, Zielhafen und Stützpunkt der amerikanischen Armee, die den Ozean überquert, um die Alliierten gegen Deutschland zu unterstützen. Ab 1941 baut die deutsche Armee die Stadt mit dem U-Bootbunker zur Festung aus. Spuren dieser Vergangenheit sind noch heute in Saint-Nazaire zu finden, Zeugen der Geschichte, die es erlauben, die Stadt von heute besser zu verstehen.

Eine Stadt in Kriegszeiten Der Erste Weltkrieg

Der Erste Weltkrieg

Am 26. Juni 1917 erreichte das erste amerikanische Expeditionskorps Frankreich über den Hafen von Saint-Nazaire. Die Vereinigten Staaten griffen neben den Alliierten in den 1. Weltkrieg ein und machten aus Saint-Nazaire eines ihrer wichtigsten Tore zu den Kriegsschauplätzen in Europa. Zwischen 1917 und 1919 landeten insgesamt 198 000 amerikanische Soldaten in Saint-Nazaire; jeden Tag wurden durchschnittlich 4 000 Tonnen Material hier abgeladen. Knapp 35 000 „Nazairiens“ lernten es, mit 30 000 Amerikanern zu leben; man entdeckte sich gegenseitig, man ging in gemeinsame Konzerte, man prügelte sich, man heiratete…

Wo ist Sammy? In Saint-Nazaire

Sammy

Das „Amerikanische Denkmal“, auch „Sammy“ oder sogar „Saint-Nazaires Freiheitsstatue“ genannt, wurde 1927, zur 10-Jahresfeier der ersten Landung amerikanischer Truppen im 1. Weltkrieg, eingeweiht. 1941 sprengte die deutsche Armee das Denkmal, es wurde jedoch 1989, dank einer französisch-amerikanischen Spendenaktion, originalgetreu wieder aufgebaut.

Eine Stadt in Kriegszeiten Der Zweite Weltkrieg

Der Zweite Weltkrieg

Als die deutschen Truppen im Juni 1940 Saint-Nazaire erreichten, bedeutete dies einen Schock für die Einwohner der Stadt. Die Besatzungstruppen begannen sofort damit, die riesige U-Bootbasis als Teil des Atlantikwalles zu bauen. 14 Boxen boten den deutschen U-Booten Sicherheit, bevor sie wieder in die Nordsee oder den Nordatlantik ausliefen. Die U-Bootbasis begrub die früheren Hafenanlagen unter 480 000 Kubikmeter Beton, und die strategische Bedeutung der Anlage der Kriegsmarine machte aus Saint-Nazaire ein erstrangiges Angriffsziel für alliierte Bomber. Die Stadt wurde erst am 11. Mai 1945, drei Tage nach dem offiziellen Kriegsende, befreit. Sie war zu mehr als 85% zerstört und hatte keinen Grund mehr, sich nach dem Hafen hin auszurichten. Was man dort sah, das waren nicht mehr elegante Ozeandampfer, sondern die riesige U-Bootbasis, ständige Erinnerung an die schlimmsten Stunden, die die Stadt durchgemacht hatte.

Die „Operation Chariot“

Am 28. März 1942, um 1 Uhr 30 morgens, rammt der mit Sprengstoff beladene britische Zerstörer HMS Campbeltown das Schleusentor des Normandie-Docks, der Forme-écluse Joubert, im Hafen von Saint-Nazaire. Zehn Stunden später explodiert das Schiff, wodurch deutsche Soldaten, die es gerade durchsuchen, ums Leben kommen und das Trockendock unbenützbar gemacht wird.

Die „Operation Chariot“ hat ihre Mission erfüllt: es sollte verhindert werden, dass das deutsche Schlachtschiff Tirpitz nach Saint-Nazaire kommen konnte (das Normandie-Dock war die einzige Hafenanlage an der Atlantikküste, die dafür gross genug gewesen wäre), um die Kriegsmarine in ihren Angriffen auf die alliierten Konvois zu unterstützten. Doch die Verluste sind schwer. 169 Briten werden getötet und 215 gefangengenommen; von den 600 Kommandomitgliedern, alles Freiwillige, schaffen es nur 227, nach Großbritannien zurückzukehren. Jedes Jahr am 28. März findet an der Seepromenade eine offizielle Gedenkzeremonie statt.

In Saint-Nazaire erinnert eine Kanone von der Campbeltown an dieses Kommandounternehmen. Sie ist auf der Aussichtsterrasse aufgestellt, ganz in der Nähe des Normandie-Docks, das damals Ziel des Angriffs war.

 

Die Tragödie der Lancastria

Juni 1940. Mehr als 5 000 Menschen, hauptsächlich britische Soldaten, sind auf dem britischen Passagierdampfer Lancastria zusammengepfercht. Er liegt vor der Küste von Saint-Nazaire, um den deutschen Truppen, die sich der Atlantikküste nähern, zu entkommen. Bei der Ausfahrt aus der Loiremündung wird es von deutschen Kampfflugzeugen angegriffen und sinkt innerhalb von 15 Minuten… Die Tragödie kostet mindestens 4 000 Menschen das Leben.

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